Augen auf beim Rasenmähen -

bitte auf den Blüten sitzende Bienen und Hummeln achten! 

Weißklee und Kleine Braunelle sind Blumen, die sich oftmals hartnäckig in Hausrasenflächen halten und behaupten können.

Selbst einen regelmäßigen Schnitt überstehen die Blüten gut, schon nach wenigen Tagen erscheinen sie wieder in voller Pracht. 

Beim Rasenmähen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass keine der häufig auf den Blüten sitzenden Hummeln und Bienen ins Mähwerk geraten!

 

Wo „schleicht“ sie noch in Lippe?

 

Die Blindschleiche ist „Reptil des Jahres 2017“

 

Ihrem wissenschaftlichen Artnamen nach ist Anguis fragilis übersetzt eine „zerbrechliche Schlange“. Dies lässt sich auf ihre Fähigkeit zurückführen, bei Gefahr den Schwanz abzuwerfen, wofür er mehrere Sollbruchstellen aufweist und tote Tiere daher manchmal in viele Einzelteile separiert gefunden werden. Eine Schlange ist sie im systematischen Sinne auch gar nicht, sondern bildet mit 2 Gattungen die kleine Familie der Schleichen. „Blind“ im Namen ist weiter auf eine althochdeutsche Bezeichnung für das (blei)glänzend-„blendende“ Schuppenkleid zu beziehen, denn sie ist lediglich farben-“blind“, hat anders als Schlangen bewegliche Augenlider und hört gut.

Blindschleichen sind somit harmlose Kriechtiere, die ausgewachsen vom Kopf bis Rumpfende 15-20 cm und bei noch unversehrtem Schwanz, der sich stummelartig nach einer Attacke eines Vogels (oft Hühner) oder Katze regenerieren kann, sogar über 40 cm erreichen. Sie erreichen in der Natur vermutlich Alter von 15-20 Jahren.

Im Durchschnitt gebären Blindschleichen nur 6-12 Junge und dies oft nur alle zwei Jahre, denn die Geburt der bis zu 9 cm großen, voll ausgebildeten Jungtiere ist kraftraubend. Gleichzeitig ist die Liste ihrer Freßfeinde lang, im Siedlungsbereich die schon erwähnten Hühner oder Katzen, sonst viele Vogelarten wie Bussard, Graureiher und Uhu, von den Säugetieren u.a. Füchse, Marder und besonders auch die im Waldboden wühlenden Wildschweine.

 

Blindschleiche, entdeckt bei Pflegearbeiten auf einer Wiese in Leopoldshöhe

 

Foto: Ewald Thies

Straßenopfer auf einem Waldweg am Lemgoer Stadtwald

 

Foto: Jürgen Braunsdorf

„Die Aufzählung dieser Tierarten deutet das breite Spektrum möglicher Lebensräume der Blindschleiche an“, erläutert Jürgen Braunsdorf vom Fachbereich Umwelt beim Kreis Lippe. „Sie gilt als die flexibelste heimische Reptilienart, die von der Küste bis in die Alpen neben Wäldern auch die Kulturlandschaft bis hinein in Siedlungen nutzt“. Als wichtige Strukturen sind dabei offene, zeitweise besonnte Bereiche mit deckungsreicher Bodenvegetation erforderlich, auch sollte es bodenfeucht sein, wenngleich sie sogar in trocken geprägten Landschaften zu finden ist. Anders als Schlangen oder Eidechsen sonnt sie sich seltener an offenen Plätzen, denn ihre „Vorzugstemperatur“ liegt bei moderaten 20-25 °C. Ab Ende März wird sie daher nach 4- bis 5-monatiger Winterruhe in unterirdischen Quartieren aktiv. Entscheidend ist auch für diese Tierart ein vielfältig gegliederter Lebensraum mit vielen Kleinstrukturen aus liegendem Totholz - das können in Siedlungen auch Bretter sein -, Rindenstücke, Baumstubben und Steinhaufen mit teils überhängender Vegetation aus Büschen oder Hecken. Dort suchen sie nach Nahrung, die aus Nacktschnecken und Regenwürmern sowie vielen Insekten besteht. „Haben wir Blindschleichen bei uns im Garten, z.B. im warmen Komposthaufen, können wir uns freuen, denn auch große Nacktschnecken werden in einem mitunter dreiviertelstündigem „Kampf“ verschlungen!“ weiß Ewald Thies vom lippischen Naturschutzbund (NABU). Er wirbt für den Schutz dieses von seinem Verband zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) im jährlichen Wechsel mit einem Amphib gekürte „Reptil des Jahres“ 2017.

 

Wer etwas für die genannten Arten tun möchte, schafft in seinem Garten die erwähnten Strukturen aus liegengelassenem Astmaterial, Steinhaufen (nicht zu verwechseln mit den biologisch toten, da blütenarmen, „versteinerten“ Vorgärten aus meist ortsfremdem Schüttmaterial) und setzt keine Tier- und Pflanzengifte wie Schneckenkorn ein, achtet beim Mähen auf die Tiere oder lässt Ecken im Garten gezielt „ungepflegt“ verwildern. Auch Auto- sowie Radfahrer auf Waldwegen sollten sich dieser dort an warmen Abenden (Blindschleiche) oder in regnerischen Nächten (Salamander) anzutreffenden Tiere bewusst sein und die Strecken meiden oder ausweichen. Zu verurteilen ist jegliches Töten der harmlosen Tiere („Schlangenhysterie“), welches gegen den besonderen Artenschutz verstößt. Blindschleichen stehen in NRW bereits auf der „Vorwarnliste“ und gehen vermutlich begleitend mit den naturnahen Lebensräumen weiter zurück.

 

Wie 2016, als der Feuersalamander „Amphib des Jahres“ war, rufen Kreis und NABU wieder dazu auf, dieses hinsichtlich seiner konkreten Vorkommen fast unbekannte Tier in Lippe zu beobachten und im Rahmen eines „citizen science-Projektes“ (Projekte, bei denen die Bürger zu Forschern werden und den Wissenschaftlern oder Fachbehörden wichtige Daten zur Auswertung übermitteln) Vorkommen mitzuteilen. Beim Feuersalamander konnte so erstmals ein genaueres Verbreitungsmuster der Tierart beschrieben und sogar ein konkretes Schutzprojekt bei Detmold begonnen werden.

 

Meldungen über die Vorkommen von Blindschleichen und Feuersalamandern nehmen der NABU und Kreis Lippe, Stabsstelle für Biodiversität gerne entgegen (ewaldthies@gmx.de, j.braunsdorf@kreis-lippe.de; wenn möglich mit einem Foto, um Verwechslungen zu erkennen).

 

 

 

Lichter, totholzreicher Wald als Lebensraum für Blindschleichen und viele andere bedrohte Arten - Großer Ehberg bei Augustdorf

 

Foto: Jürgen Braunsdorf

 

 

Text: Jürgen Braunsdorf

 

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