NABU Leopoldshöhe - Naturinfo
Erdbeerähnliches
Rosengewächs breitet sich aus
Sie bewegt sich kriechend auf dem Boden, hat Blätter, die der Erdbeerpflanze sehr ähneln und leuchtendrote Früchte, die zum Essen einladen - die Scheinerdbeere.
Jetzt im Wintermonat November, wenn die meisten Pflanzen ihre Blütephase längst hinter sich haben und keine Früchte mehr tragen, entwickelt diese „falsche“ Erdbeere noch ein erstaunliches Wuchspotential.
Scheinerdbeer-Fingerkraut (Potentilla indica) lautet der richtige Name des Gewächses, das als Zierpflanze öfter kultiviert wird, und sich jenseits von Gärten derzeit heftig ausbreitet.
Dies gelingt dem wintergrünen, ausdauernden Bodendecker (seit 1903 als Neophyt anerkannt) vor allem durch seine langen, den Knoten wurzelnden bis zu 50 cm langen Ausläufer.
Die zur Ordnung der Rosengewächse und zur Gattung der Fingerkräuter gehörende Pflanze sieht der Wald-Erdbeere zum Verwechseln ähnlich, allerdings mit dem wesentlichen Unterschied, dass ihre Früchte nur als Zierde dienen. Die Indische Scheinerdbeere, so ihr anderer Name, hat mit ihren leuchtenden Früchten schon viele hinters Licht geführt. Sie könnte, so die Befürchtung, zur ernsthaften Konkurrentin der Walderdbeere werden und diese womöglich verdrängen. Seit längerem kommt sie auch an Ruderalstandorten vor, wächst aber auch in städtischen Innenhöfen, in Zierrasen, an Waldrändern und kommt auch in frischen Hecken vor.
Im Gegensatz zur weißblühenden Wald-Erdbeere entwickelt das Scheinerdbeer-Fingerkraut bis weit in den November hinein schön aussehende, gelbe Blüten.
Und gleichzeitig trägt die Pflanze noch leuchtendrote Früchte, die allerdings fade schmecken und sich deshalb nicht zum Verzehr eignen.
Die Indische Scheinerdbeere gilt als ein mittlerweile weit verbreiteter, stabil eingebürgerter Neophyt, der stark zunimmt.
Ruderalfluren
Ruderale Standorte sind vom Menschen tiefgreifend überprägt, indem die vorherige Vegetation zerstört, das Bodengefüge verändert und dadurch gegenüber den ursprünglichen Verhältnissen abweichende Lebensmöglichkeiten geschaffen wurden. Auf künstlichen Böden, z. B. Aufschüttungen, Schotter, , Trümmerschutt o. Ä. stellen sich bei spontaner Besiedlung immer ruderale Arten als Erstbesiedler ein.
Das muss nicht nachteilig sein, entwickeln sich doch auf diesen Pionierstandorten oft auch Pflanzenarten, die anderswo schon längst verschwunden sind.
Fotos: NABU Leopoldshöhe/ Hans Dudler
Unterschlupf für Winterschläfer
Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz
Foto: Hans Dudler
Wer Igel fit für den Winter machen will, sollte seinen Garten fit für Igel machen, denn Gärten sind für die stacheligen Tiere wichtige Lebensräume. Das ideale Winterquartier besteht aus einem Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub.
Schon ab Mitte Oktober wird das Nahrungsangebot für Igel deutlich knapper, die Alttiere beginnen ihr Winternest zu bauen und Jungigel versuchen noch weiter an Gewicht zuzulegen. Das ideale Winterquartier besteht aus einem Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub. Ihre Winterquartiere suchen die Igel bei anhaltenden Bodentemperaturen um null Grad auf. Neben natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten kann man zusätzlich ein Igelhäuschen aufstellen. Wer Tieren einen dauerhaften Platz bieten möchte, kann den Reisighaufen mit einer Basis aus Feldsteinen versehen.
Manche verspätete Jungigel sind jetzt noch tagsüber unterwegs, um sich weitere Fettreserven anzufressen. Diese Tiere sollten nicht aus falsch verstandener Fürsorge aufgenommen werden. Nur wenn
ein Igel auffallend unterernährt oder krank ist, sollte er versorgt oder einer Igelstation übergeben werden. Unterkühlte Igel werden gewärmt mit einer in einem Frotteehandtuch umwickelten,
lauwarmen Wärmflasche. Gefüttert werden sollte nur nicht verderbliches Feucht- oder Trockenfutter für Katzen, keinesfalls Speisereste. Igel brauchen viel Eiweiß und Fett, die aufgenommen
Kohlenhydrate durchs Insektenfressen sind unverdaulich und dienen lediglich als Ballaststoffe. Deshalb ist auch Hundefutter aufgrund seiner im Vergleich zum Katzenfutter proteinärmeren und
kohlenhydratreicheren Zusammensetzung nicht geeignet. Frisst der Igel in der Nacht nach der Aufnahme nicht, muss der Tierarzt aufgesucht werden.
Igel draußen lassen
Ab Mitte November schlummern die meisten Igel. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen verschlafen sie die kalte Jahreszeit bis in den März oder April. Bei Schlechtwetterperioden nutzen die eifrigen
Insekten- und Schneckenvertilger diese Winterquartiere teils noch bis in den Mai hinein. Da die schlafenden Tiere bei Störungen nicht reagieren, also nicht fliehen können, heißt das für den
Garten: Einmal geschaffene Unterschlupfe während des Winterhalbjahres bitte nicht mehr umsetzen. Vorsicht gilt auch beim Beseitigen von Sträuchern, beim Mähen unter tief liegenden Zweigen, beim
Umgang mit Motorsensen und Balkenmähern.
Lange Zeit galt das Einsammeln kleiner Igel im Herbst und die Überwinterung im Haus als probates Mittel, dem Wildtier Igel Überlebenshilfe zu geben. Die gut gemeinten Aktionen erwiesen sich
jedoch als wenig hilfreich und werden nicht mehr praktiziert. Stattdessen steht heute ein ganzes Maßnahmen-Paket im Vordergrund, das Igeln dort zum Überwintern hilft, wo sie zuhause sind: draußen
in der Natur.
Igel sind nachts sehr mobil und brauchen freien Zutritt zu Gärten: Hermetisch schließende Zäune und Mauern müssen passierbar sein für nächtliche Streifzüge. Kellertreppen, Lichtschächte und
Regensammelgefäße sind oft gefährliche Fallen, die aber einfach entschärfbar sind. Reichlich Fressbares finden Igel in Gebüschen, an Trockenmauern, unter Obstbäumen, in Hecken und auf
Rasenflächen. Im nahrungsknappen Frühjahr und Herbst können zusätzliche Futterstellen – mit Igeltrockenfutter vermischtes Katzendosenfutter – hilfreich sein, wenn sie bestimmte Kriterien an
Aufbau und Hygiene erfüllen. Und für alle Lebewesen ist Wasser lebenswichtig: Igel und viele andere Tiere profitieren von regelmäßig befüllten Vogeltränken oder Gartenteichen.
Endziel Auswilderung
Dank des putzigen Kindchenschemas ist die Hilfsbereitschaft gegenüber Igeln besonders groß. Doch die Inpflegenahme oder Hausüberwinterung muss die absolute Ausnahme bleiben und kann immer nur die
baldige Auswilderung zum Ziel haben. Igel sind Wildtiere, sie sind weder zu zähmen, noch als Haustier zu halten.
Auch wenn sie noch so verlockende Hausgenossen sind, gehören sie weder als Mitbewohner noch als Pflegling in Küche, Wohn- oder Kinderzimmer. Rechtfertigende Ausnahmen für die Aufnahme in
menschliche Obhut sind mutterlose, unselbständige Jungtiere, verletzte und kranke Igel, sowie Tiere, die am Tag oder bei Frost und Schnee angetroffen werden. Mit Quartier und Futter ist es jedoch
bei weitem nicht getan: Die fach- und tiergerechte Betreuung eines Pfleglings braucht Erfahrung, tägliche Zuwendung und verursacht Mühe und Kosten, was nur zusammen mit Igelstationen und
Tierärzten geleistet werden kann.
Foto: Hans Dudler
Klein, aber fein –
das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra)
Zu den Pflanzen, die fast völlig unbemerkt auf gepflasterten
Wegen wachsen, gehört das Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra).
Das zerbrechlich wirkende, am Boden kriechende Kraut gehört zu den Nelkengewächsen.
Es ist absolut trittfest, hellgrün bis gelblichgrün liegt es furchtlos in der Sonne.
Das Kahle Bruchkraut ist eine ein-, zwei- bis
mehrjährige krautige Pflanze,
die nur etwa 1 Zentimeter hoch wird, aber weit ausgebreitet, dicht am Erdboden oder am Gestein anliegt.
Autobahnrastplätze, Pflasterwege und Bahnsteige, trockene und zumeist unwirtliche Standorte mag es heiß und innig.
Die Pflanze verbreitet einen aromatischen Geruch, der ein wenig an Cumarin, den Stoff, der
auch frischem Heu seinen angenehmen Geruch verleiht, erinnert.
Getrocknet riecht sie nach Waldmeister.
Bestäubt wird das Kahle Bruchkraut durch winzige Zweiflügler; außerdem ist Selbstbestäubung möglich. Blütezeit ist von Juni bis Oktober.
Das Flachbodengewächs enthält pharmakologisch interessante Bestandteile, deren Wirksamkeit in den volksmedizinischen Anwendungsbereichen immer bekannter wird.
Foto: Ewald Thies
Foto: Hans Dudler