NABU-Leopoldshöhe-
Naturinfo
Gartenabfälle korrekt entsorgen
Warum Grünschnitt nicht in Feld
und Wald entsorgt werden sollte
Jedes Jahr das gleiche Spiel: Der Sommer vergeht im Fluge und im Garten ist noch einiges zu erledigen. Die korrekte Entsorgung der entstehenden Gartenabfälle ist vielen Hobbygärtnern zu
aufwendig. Grünschnitt und Äste werden immer häufiger illegal am Siedlungsrand oder im Wald abgeladen.
Der Naturschutzbund bittet darum, bei der Grünschnittentsorgung auch an die Natur zu denken.
“Denn Gartenabfälle”, so Ewald Thies von der NABU-Gruppe, “gehören nicht in Wälder oder andere Landschaftsbereiche, sie schädigen die Böden und verbreiten gebietsfremde Arten”.
Dabei könnten die Bioabfälle im eigenen Garten einen großen Nutzen stiften. Mit einem Komposthaufen auf dem Grundstück hat man eine ökologische und preiswerte Alternative zum Kunstdünger und
verwandelt seinen eigenen Garten in eine Kreislaufwirtschaft. Auch die Entsorgung in der eigenen Biotonne ist eine Möglichkeit. Beide Methoden sind legal und obendrein auch mit weniger Aufwand
verbunden als die Entsorgung im Wald, am Wiesenrand oder auf siedlungsnahen Brachflächen, da sie auf dem eigenen Grundstück durchgeführt werden können.
Um diese Jahreszeit kann man solchen unerlaubten Komposthaufen an den Waldrändern beim Wachsen zusehen. Viele Mitbürger sind sich der Konsequenzen nicht bewusst. Die meisten Waldböden sind von
Natur aus nährstoffarm. Eine Entsorgung von Gartenabfällen im Wald gleicht einer hochdosierten Düngung des Bodens. Während der Verrottung des Grünschnitts wird unter anderem Stickstoff
freigesetzt, der das Wachstum stickstoffliebender Pflanzen begünstigt. Alle möglichen Kulturpflanzen können sich über die Gartengrenzen hinweg ausbreiten - und standorttypische Wildpflanzen
verdrängen.
Gerade bei Wohngebieten am Waldrand wird diese Entsorgungsmethode leider ständig benutzt. So ein Verhalten verbietet sich von selbst.
Kristin Falkenreck, Mitglied der Leopoldshöher NABU Gruppe, ist viel in der Natur unterwegs, sie sieht viel und betont: ”Zu viele Gartenabfälle auf einem Haufen können den Boden darunter übermäßig komprimieren oder durch anaerobe Bedingungen (Sauerstoffmangel) negative Auswirkungen auf das Bodenleben haben. Eine übermäßige Ansammlung von Gartenabfällen könnte potenziell bestimmte Arten verdrängen oder den Boden durch veränderte Feuchtigkeitsverhältnisse oder Nährstoffkonzentrationen beeinflussen. Während der Verrottung des Gartenschnitts wird unter anderem Stickstoff freigesetzt, wodurch einheimische Pflanzen, die sich an einen nährstoffarmen Boden angepasst haben, verdrängt werden.“
Wer sich als Naturfreund im Frühjahr über die Blütenfülle der Buschwindröschen oder Schlüsselblumen unter Bäumen freut, sollte im Sommer bedenken, dass schon eine dünne Schicht hier abgelagerter
Gartenabfälle die Vielfalt beeinträchtigen kann.
Leider ist das Abladen von Gartenabfällen in freier Wildbahn kein Einzelfall. Bei Wohngebieten am Waldrand, an Hecken oder Gehölzen ist diese Entsorgungsmethode besonders oft zu beobachten. „So
ein Verhalten verbietet sich von selbst.Diese Müllkippen-Mentalität mancher Menschen passt nicht mit dem Anspruch zusammen, den Wald als Erholungsgebiet zu nutzen“, stellt Kristin Falkenreck
fest.
Aufgrund der damit verbundenen Gefährdung des Ökosystems Wald steht das Entsorgen von Gartenabfällen sogar unter Strafe und kann als eine Ordnungswidrigkeit mit einer empfindlichen Geldbuße
geahndet werden.
Sowohl auf der Wiese neben dem Sägewerk Sielemann, in dem kleinen Wäldchen am Ende der Wiesenstraße als auch am Wagentronsweg und in der Hovedisser Straße am Waldrand (größter Abfallhaufen) sind
Gartenabfälle zu finden. Die Pflanzen darunter ersticken, es kommt zu einem viel zu hohen Nährstoffeintrag, der das System aus dem Gleichgewicht bringt und invasive Arten und andere Zierpflanzen
breiten sich in Bereichen aus, in die sie nicht hingehören. Zu sehen ist Letzteres schon im Wäldchen an der Wiesenstraße, dort hat sich der japanische Staudenknöterich ausgebreitet.
Illegale Gründeponien in Leopoldshöhe
An mehreren Stellen in Leopoldshöhe entdeckt man Gartenabfälle an Wald- und Ackerrändern. Durch dessen Nähe zu Siedlungen oder angrenzenden Gärten lässt sich der Verursacher mit der frisch geschnittenen Hecke meist schnell entlarven. Doch bei anderen Lagerstätten ist es weniger offensichtlich, da die Abfälle mehrerer ignoranter Gartenbesitzer ein Ausmaß angenommen haben, dass es jedem Spaziergänger ins Auge fällt. Wie es in der Hovedisser Str. der Fall ist (vgl. Bild). Konfrontiert wird man mit dem Müll aber auch durch den unangenehmen Geruch, der einem in die Nase strömt.
Was die meisten als eher harmlos interpretieren und von den Verursachern als günstige Entsorgungsmöglichkeit gesehen wird, hat starke Auswirkungen auf mehreren Ebenen für das jeweilige Ökosystem.
Nährstoffe im Boden
Für den bereits erwähnten Geruch ist die Gärung der Abfälle verantwortlich, welcher durch den Grasschnitt auf der oberen Humusschicht entsteht. Für die Kompostierung, die von den meisten Verschmutzern angenommen wird, bedarf es Mikroorganismen, die nur durch eine gut geregelte Sauerstoffzufuhr ihrer Aufgabe als Destruenten nachkommen können. In dicken Grasschichten des Abfalls hingegen, ist dies nicht gegeben, weshalb sich nur Organismen mit einem anaeroben Stoffwechsel, wie Milchsäurebakterien und Hefepilze dort ansiedeln können. Sie sind nicht in der Lage die Grasschicht vollständig abzubauen und erzeugen dabei Methan und Schwefelwasserstoff-Verbindungen, dessen Geruch vorbeilaufendenden Menschen an faule Eier denken lässt. Durch diese fäulnisbildende Schicht wird die natürliche Zersetzungsaktivität in der Humusschicht beeinträchtigt. Auch das Laub von Zierpflanzen wie zum Beispiel der weit verbreiteten Kirschlorbeerhecke ist problematisch. Die oft in Siedlungen vorkommende Pflanze aus der Türkei hat durch die dicke Wachsschicht auf ihren Blättern schlechte Voraussetzungen zum Kompostieren. Dazu kommen die Giftstoffe in der Pflanze und starke Verbreitungsfähigkeit.
Auswirkungen auf die Pflanzen und Artenvielfalt
Die Auswirkungen auf den Boden haben somit auch direkten Einfluss auf das Pflanzenwachstum. Wenn die Pflanzen unter dem Müllhaufen nicht schon durch den Sauerstoffmangel erstickt sind, könnte die weitere Nährstoff- und Wasseraufnahme durch die veränderte Bodenstruktur gehemmt sein. Zusätzlich ist der Eintrag der Abfälle mit einer Eutrophierung des Systems verbunden, wodurch einheimische Pflanzen, die sich an einen nährstoffarmen Boden angepasst haben, verdrängt werden. Die Folgen der Nährstoffüberlastung kann durch Indikatoren wie einem hohen Deckungsanteil an Brennnesseln beobachtet werden. Aber auch die Verbreitung von Neophyten ist durch das Entsorgen der Sträucher zu befürchten. Invasive Arten müssen aus dem System aufwändig entfernt werden, die Kosten dafür trägt unter anderem der Steuerzahler. Die Annahme, dass es sich bei dieser Entsorgung also um eine schnelle günstige Alternative handelt, ist falsch und sorgt eher für einen höheren Kostenaufwand für sich selbst und die Allgemeinheit.
Alternativen
Wer sich schon die unnötige Arbeit aufbürdet durch ständiges Mähen seinen Garten möglichst artenarm zu halten, sollte nicht auch noch für eine verringerte Bodenqualität und Artendezimierung außerhalb seines Gartens sorgen. Große Mengen von Laubabfällen kann man bei dem Bauhof in Leopoldshöhe gegen eine kleine Gebühr loswerden. Kleine Mengen an Rasen und Laub können mit Küchenresten kompostiert werden. Kompostieren bedarf wenig Aufwand, ist kostenlos und bringt dazu noch frische Erde. Diese Vorteile im eigenen Garten und die fatalen Konsequenzen in den übriggebliebenen Randbiotopen sollten jedem klar sein.
NABU-Infohotline
Der Natur- und Umweltschutz rückt immer mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung, und zwar nicht nur in Form "abstrakter" Themen wie Klimawandel und Meeresverschmutzung. Vielmehr sind es konkrete Situationen vor Ort, z. B. das aus dem Nest gefallene Vogeljunge oder die verschwundenen Schwalbennester, die die Menschen bewegen.
Wir alle freuen uns über diese Bewusstseinsentwicklung, mit der jedoch auch die Ansprüche gegenüber dem NABU wachsen. Die Menschen wenden sich an uns und suchen Rat – eine Herausforderung oder sogar Belastung für viele von Euch.
Wir freuen uns daher, Euch mitteilen zu können, dass der Bundesverband eine Infohotline für die Naturschutzinteressierten eingerichtet hat. Anrufe, die über die NABU-Infohotline getätigt werden, werden von den Mitarbeiter*innen bei Wesser entgegengenommen. Wenn diese eine Anfrage nicht direkt beantworten können, nehmen sie mit dem Infoservice des Bundesverbands Kontakt auf.
Dieser meldet sich dann im Laufe des Tages oder am Folgetag bei den Anfragenden zurück.
Der NABU gibt Auskunft zu Natur und Umwelt…
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